Neil Diamond Sammlung

Bis 1973 veröffentlichte Neil Diamond sieben Studioalben. Darunter „Moods“ (1972) mit fantastischen Songs wie „Song sung blue“, „Play me“ und „Canta libre“. Zuvor veröffentlichte er 1970 „Tap Root Manuscript“ mit seinem Super-Hit „Cracklin Rosie“. Neil Diamond war in der Spur. Er hatte das Zeug ein richtig großer Songwriter zu werden. Dass er ein ausgezeichneter, überaus talentierter Singer war, wollte bereits zu diesem Zeitpunkt niemand mehr in Frage stellen. Es fehlte also nur noch der allerletzte Kick. Es fehlte „Serenade“ (1974), es fehlte „Beautiful Noise“ (1976), doch vielleicht war es noch nicht soweit, jedenfalls schob Diamond eine Zwischenstation ein. Vielleicht wollte er aber lediglich als Interpret überzeugen und seine darstellenden künstlerischen Möglichkeiten unter Beweis stellen. Letztendlich kann „Rainbow“ nur unter diesem Gesichtspunkt bewertet werden. Diamond nahm sich 1973 elf Songs bekannter Singer/Songwriter vor, bearbeitete sie und interpretierte sie auf seine ihm eigene Art. Dabei setzte „He ain't heavy“ den Schlusspunkt. Dies war nicht gerade sehr originell, da er diesen Song bereits drei Jahre zuvor veröffentlicht hatte. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass Diamonds Interpretation des Scott/Russell-Songs, der Ende der 1960-ziger Jahre durch „The Hollies“ bekannt gemacht wurde, sehr einfühlsam und intensiv war. Gleiches gilt für das Gros der hier interpretierten Lieder. „Mr. Bojangles“; wer hat diesen Song nicht interpretiert? Sammy Davis jr., Nina Simone, Robbie Williams, die Liste ist lang. Insgesamt soll es neben dem Original von Jerry Jeff Walker mehr als hundert Einspielungen gebe. Einen Vergleich anzubringen, welches nun die beste Darbietung ist, ist fast nicht möglich. Möglich ist allerdings die Aussage, dass Diamond hier eine sehr gute Version anbietet.
Als gewagt muss die Interpretation von „Suzanne“ angesehen werden. Dieses Lied ist irgendwie untrennbar mit Leonard Cohen verwachsen. Und doch, was Diamond hier anbietet, kann sich hören lassen. Okay, es ist Mainstream, doch sehr gut gemacht. Eine Überraschung ist die Darbietung eines Jacques Brel Liedes. „If you go away“ war mir in deutscher Sprache von Klaus Hoffmann bekannt. Sowohl „Geh' nicht fort von mir“ (1983) als auch „Bitte geh nicht fort“ (1997) sind hervorragende Darbietungen. Was Diamond hier anzubieten hat, hat ähnliche Qualität.
Es ist nicht einfach, eine Veröffentlichung aus dem Jahre 1973 heute, 43 Jahre später, zu bewerten. Es ist nicht leicht eine Motivforschung zu betreiben. Es ist ebenfalls nicht leicht herauszufinden, warum welche Instrumentierung gewählt wurde. Es muss somit der Versuch unternommen werden, dieses Diamond-Werk unter den damaligen Gegebenheiten zu bewerten und da scheint es mir sehr clever gewesen zu sein, seiner Songwriter Karriere eine Verschnaufpause zu gönnen und voll auf seine gesanglichen Qualitäten zu setzen.
Die spätere, weitere Entwicklung zeigt, dass dieser geschickte Schachzug goldrichtig war. „Rainbow“ ist somit die letzte Veröffentlich eines talentierten amerikanischen Sängers bevor dieser zu einer Weltkarriere als Songwriter durchstartete.



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